Kongress der AG Pastoraltheologie
Leitershofen, 11.-13. September 2023
Wer ist eigentlich WIR – in Gesellschaft, Kirche und Pastoraltheologie? Unsere Welt zersplittert. In einer Zeit abnehmender sozialer Kohäsion stellt der Kongress die Frage nach dem fragmentierten WIR in der späten Moderne. Er eröffnet einen Diskursraum, in dem Konstruktionen von Ganzheit, Dekonstruktionen des Fragmentarischen und Rekonstruktionen ins Offene theologisch inspirierend, d. h. in kollaborativer und kreativer Weise zur Sprache kommen können.
„Fragmente – seien es die Ruinen der Vergangenheit, seien es die Fragmente aus Zukunft – weisen über sich hinaus. Sie … wirken in Spannung zu jener Ganzheit, die sie nicht sind …, auf die hin aber der Betrachter sie zu ergänzen trachtet. … Wir sind … Ruinen unserer Vergangenheit, Fragmente zerbrochener Hoffnungen, verronnener Lebenswünsche, verworfener Möglichkeiten, vertaner und verspielter Chancen. … Dies ist der Schmerz des Fragments. Andererseits ist jede erreichte Stufe … immer ein Fragment aus Zukunft. Das Fragment trägt den Keim der Zeit in sich. Sein Wesen ist Sehnsucht. Es ist auf Zukunft aus. … In jedem Stadium … sind wir … immer auch Ruinen der Zukunft, Baustellen, von denen wir nicht wissen, ob und wie an ihnen weitergebaut wird; wir wissen immer nur, dass der Bau noch nicht vollendet ist. […] Glauben hieße dann, als Fragment … leben zu können.“ (Henning Luther, Religion und Alltag. Bausteine zu einer Praktischen Theologie des Subjektes, Stuttgart 1992, 167–171).
Programm
Der Kongress findet im Exerzitienhaus Leitershofen statt. Informationen zur Anfahrt finden sich auf der Homepage des Exerzitienhauses.
Im Vorfeld des Kongresses findet die Tagung „Pastoraltheologie – wen interessiert’s?“ der pastoraltheologischen Nachwuchsforscher:innen statt.
Montag
Willkommenskaffee
Konstruktion: Illusionen von Ganzheit
Eröffnung (Christian Bauer, Katharina Karl)
Thomas Großbölting: Katholische Illusionen von Ganzheit und ihre (Ent)Täuschung im 19. und 20. Jahrhundert. Abnehmende Kirchenbindung zwischen Milieuerosion und Missbrauchskrise.
Pause und Diskussion
Abendessen
Abendlob
Ausklang mit Weinprobe
Dienstag
Dekonstruktion: Offenlegungen von Fragmentarität
Nach(t)gedanken
André Kieserling: systemtheoretische Dekonstruktionen
Gunda Werner: feministisch-queertheoretische Dekonstruktion
Pause und Diskussion
Mittagessen
Michael Schüßler: Alles so schön „wir“ hier? Versuch über die postkoloniale Verkomplizierung pastoraltheologischer Standards.
Diskussion und Pause
Biografische Erzählräume: Fragmentarität
Themenfokussierte Kleingruppen
Abendessen
Berufsgruppentreffen
Mitgliederversammlung
Mittwoch
Eucharistiefeier
Rekonstruktion: Ausblicke ins Offene
Manuela Kalsky: Vom Fragment zum Rhizom
Maria Herrmann: The Last of Us – die Rede vom Wir als Apokalypse
Pause und Diskussion
Erkenntnissicherung: Wer ist WIR?
Ausblick: Was nehme ich mit?
Verabschiedung – Reisesegen
Mittagessen